HPD Artikel über GWUP

Inhaltsverzeichnis
Eine Einladung zum Spekulieren
Ein paar Worte zum GWUP-Account auf X
Mutmaßliche Vereinnahmung?
An die Außenstehenden

Florian Schwarz, dessen Name ein Pseudonym darstellt, äußert sich auf HPD (Humanistischer Pressedienst) gerne zum Thema Woke und auch zum Selbstbestimmungsgesetz. Unter dem Titel „Wann ist eine Frau eine Frau?“ (dessen Formulierung ein wenig an Matt Walshs Dokfilm „What is a woman“ erinnert) behandelt er das Thema trans. Hier stellt der promovierte Biologe zunächst die Argumente beider Seiten gegenüber – doch dann folgt von Autorenseite eine ziemlich eindeutige Positionierung: Mit dem Stilmittel der rhetorischen Frage („Aber braucht es tatsächlich ein so weitgehendes Gesetz?“) arbeitet er sich an der Notwendigkeit des Selbstbestimmungsgesetzes ab – und verlässt dabei eine objektiv-neutrale Sichtweise.

Auch in seinem aktuellen Artikel zur GWUP unter dem Titel ➡️ „Wokeness“ – Ein Freibrief für Critical Studies? schlägt sich Florian Schwarz eindeutig auf eine Seite, was im Folgenden näher beleuchtet werden soll. Hierbei liegt mein Fokus auf den Bereichen, die sich konkret auf die GWUP konzentrieren, und weniger auf einer gesamtthematischen Korrektur.

Gleich zu Beginn seines Textes betont Schwarz, dass die Entwicklungen in der GWUP von öffentlichem Interesse seien und schreibt:

Quelle: „Wokeness“ – Ein Freibrief für Critical Studies?

Die GWUP heißt nicht umsonst Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften. Ich habe nicht den Eindruck, dass die Aufklärung in diesem Bereich an Substanz verliert – ganz im Gegenteil. Der zweite Punkt, den Schwarz benennt und als Grund für das öffentliche Interesse heranzieht, ist eine Behauptung, die zu beweisen wäre. Ich sehe jedoch in der GWUP eine exakt gegenläufige Tendenz zu dem, was in der Gesellschaft abläuft, wo woke Themen bekanntlich rauf und runter thematisiert werden. Im Gegenzug möchte sich die GWUP aus diesen Diskussionen gänzlich raushalten, u.a. deswegen, weil Themen rund um die Critical Studies politisch immens aufgeladen sind.

Und genau hier sehe ich – mittlerweile als Nicht-Mitglied – das öffentliche Interesse an der Entwicklung in der GWUP: Es ist überaus wichtig, dass sich die GWUP nicht vereinnahmen lässt, denn in dem Moment, wo das geschieht, hört die Neutralität der skeptischen Aufklärung auf und die GWUP selbst wird politisch. Das wiederum würde die Gesellschaft in einem nicht zu unterschätzenden Ausmaß beeinflussen und lenken.

Eine Einladung zum Spekulieren

Zu der im zweiten Absatz – ebenfalls sehr einseitigen – Darstellung der Wahl des neuen GWUP-Vorsitzenden im Mai 2023 verlinkt Florian Schwarz den Artikel von Gunnar Schedel. Ich denke, dass ich in meinem kürzlich abgegebenen Statement die Sachlage etwas anders darstellen konnte.

Danach folgen persönliche Einstellungen von Schwarz über Wokeness, womit er den Thread des GWUP-Vorsitzenden Holm Hümmler auf X/Twitter kritisiert. Das ist an sich in Ordnung, wenn der Beitrag nicht beim HPD veröffentlich worden wäre, der ja (noch?) den Ruf einer gewissen Glaubwürdigkeit genießt. Ich möchte auch gar nicht weiter auf seine persönlichen Sichtweisen eingehen, außer auf jene, die die Abläufe in der GWUP verzerren. So schreibt er unter anderem:

Hümmler fährt auf X fort: „Auch Parolen wie ‚Es gibt nur zwei Geschlechter‘ sollten wir lassen. Das ist selbst in der Biologie nur für bestimmte Fragestellungen richtig, und dort ist es trivial. Wer meint, das in der Öffentlichkeit betonen zu müssen, verfolgt offensichtlich ein ideologisches Ziel.“ In die Debatte um die Zahl der Geschlechter sind Skeptiker nicht mit eigenen Parolen eingetreten. Sie haben vielmehr darauf reagiert, dass Trans-Aktivisten begonnen haben, zu behaupten, es gebe auch in der Biologie mehr als zwei Geschlechter, oder Geschlecht würde biologisch ein Spektrum darstellen. Das Ziel war ein politisches: Werden die Geschlechtskategorien aufgeweicht und wird unklar, was eine Frau und ein Mann überhaupt sein sollen, lässt sich sogar behaupten, der Penis wäre nicht per se ein männliches Organ. Umso plausibler und berechtigter erscheint dann die Aussage, dass auch ein biologischer Mann eine Frau sein kann.

Quelle: „Wokeness“ – Ein Freibrief für Critical Studies?

Woher weiß Florian Schwarz, wer mit welchen Motiven in die GWUP eingetreten ist? Es gibt durchaus Personen, die extra Mitglied geworden sind, um die Critical-Studies-Debatte – darunter auch die Gender- und Queer-Studies – zu beeinflussen und um die GWUP vor einer ominösen woken Strömungen zu retten, so die Formulierung einzelner.

Schwarz meint, das Ziel der These, dass sich Geschlecht auf einem Spektrum bewegt, sei ein Politisches, doch er konnte nicht benennen, in wie weit damit die Politik beeinflusst wird. Stattdessen sehe ich, wie sehr man mit dieser Debatte dem rechten Flügel in die Hände spielt. Ohnehin bilden sich Koalitionen, die zuvor undenkbar gewesen sind, was sich entsprechend auch in den AFD-Wahlergebnissen zeigt. Wenn sich jetzt auch noch die GWUP auf die Desensibilisierung hinsichtlich rechter Rhetorik und Thematik einlässt, dann hat das vor allem auf jene einen großen Einfluss, die im Strudel des politischen Chaos seriöse Quellen suchen.

Weiters kommt Schwarz auch auf die Sichtweisen des ehemaligen GWUP-Vorsitzenden Amardeo Sarma zu sprechen:

Quelle: „Wokeness“ – Ein Freibrief für Critical Studies?

An dieser Stelle möchte ich die Frage aufwerfen, ob sich der Autor des Artikels im Klaren darüber ist, dass diese Message für den neutralen Leser einen sehr manipulativen Charakter hat? Auch hinterlässt es einen schalen Beigeschmack, die Zeilen des ehemaligen Vorsitzenden hervorzuheben und damit den jetzigen Vorsitzenden in seinem Wunsch, Politik außen vor zu lassen, „auszuhebeln“. So zumindest wirkt es auf mich, die den ehemaligen genauso wie den neuen Vorsitzenden in den jeweiligen Kompetenzen, die GWUP zu leiten, kennenlernen durfte.

Sehr kritisch sehe ich im Weiteren folgenden Absatz:

Quelle: „Wokeness“ – Ein Freibrief für Critical Studies?

Schwarz spricht hier über ein sogenanntes Protokoll eines Treffens zwischen Holm Hümmler und Mitgliedern des GWUP-Wissenschaftsrates im August 2023. Dieses Protokoll wird allerdings dem Leser des Artikels nicht vorgelegt, sodass man sich fragen muss, woher Schwarz diese Information hat. In meinen Augen ist ein derartiges Vorgehen sehr unseriös, da es sich hier nicht um eine privaten Blogseite, sondern um den Humanistischen Pressedienst handelt. Nicht zuletzt finde ich diese Äußerungen auch deswegen äußerst bedenklich, weil sie zum Spekulieren einladen:

  • Wurden Schwarz Informationen oder gar Protokolle zugespielt?
  • Sind es seine eigenen subjektiven Interpretationen?
  • Oder ist er gar selbst Mitglied im Wissenschaftsrat? Wenn ja, käme als promovierter Biologe nur eine einzige Person (max. zwei) in Betracht, der ich aber jetzt nicht unterstellen möchte, dass sie hinter dem Pseudonym „Florian Schwarz“ steckt.

Nehmen wir an, es stimmt und Hümmler hat den Kritikern neurechte Tendenzen vorgeworfen, so muss ich dem leider zustimmen. Eine Tendenz ist eine sich abzeichnende Entwicklung, die jemandem oder einer Sache innewohnt. Genau diese Entwicklung sehe ich durchaus, vor allem auf privaten Accounts und Kanälen: Genauso wie seitens rechter Akteure werden trans Frauen – und das ist nur ein Beispiel von vielen – dämonisiert und teils sogar als „Groomer“ dargestellt. Bestimmte Protagonisten vertreten lauthals die Standpunkte fundamentaler Christen und genauso werden auf X/Twitter umstrittene Thesen von radikalen Feminist:Innen retweetet, die wiederum einen sehr engen Kontakt mit rechten Usern und offiziellen AFD-Wählern pflegen. Dies zeigt, wie bereits dargelegt, die seit geraumer Zeit stattfindende Herausbildung von Koalitionen und Allianzen, die zuvor undenkbar gewesen wären – gerade so, als hätten alle dasselbe politische Ziel, das man nun gemeinsam schneller und effektiver erreicht.

Ein paar Worte zum GWUP-Account auf X

Quelle: „Wokeness“ – Ein Freibrief für Critical Studies?

Mir ist neu, dass der GWUP-Account einen privaten Betreiber hat, denn meines Wissens nach ist es der Account, der den Verein repräsentiert. Derjenige, der den Account medial gepflegt hat, wird seit Monaten darauf angesprochen, er möge bitte das Passwort herausgeben, was dieser jedoch nicht tut. Für die Aussage: »Man stünde am Anfang einer „gründlichen, ideologischen Reinigung der GWUP“, die sicherstellen soll, dass es keine Abweichungen von „woke“-Standpunkten mehr geben werde, befürchtet er«  gibt es nicht den allergeringsten Anhaltspunkt. Ganz im Gegenteil: Es soll ja gerade keine – was auch immer für eine – Ideologie in der GWUP integriert werden.

Die einzig Aktiven sind nicht die ominösen Woken, sondern diejenigen, die die Critical Studies thematisieren wollen. Ich finde es erschreckend, dass nun „die Stillen“ rigoros und offensiv als jene gebrandmarkt werden, die die GWUP angeblich aktiv verändern wollen. Es erscheint mir wie formvollendete Propaganda, die darauf abzielt, neutrale Personen zu beeinflussen und zu manipulieren. Und ja, es funktioniert tatsächlich so wie die Manipulation einst auch bei mir funktioniert hat.

Mutmaßliche Vereinnahmung?

Um auf eine letzte Aussage einzugehen:

Quelle: „Wokeness“ – Ein Freibrief für Critical Studies?

Ich erinnere mich an eine Mail (25.06.2023) eines Mitglied aus dem Wissenschaftsrat, in der geschrieben stand, dass sich dieser gerade formiere und versuche, gegen die angebliche Verrohung vorzugehen. So hieß es wörtlich: „Der Wissenschaftsrat ist nicht der Vorstand, hat auch nicht die Befugnisse. Aber er ist auch nicht nichts.“

Es ging zu dieser Zeit nicht um Wokeness, nicht um Wissenschaftlichkeit und auch nicht um Transgenderthemen oder Critical Studies. Es ging einzig um die GWUP-Wahl im Mai 2023, die dazu geführt hat, dass Holm Hümmler GWUP-Vorsitzender wurde und darum, sich mit der Meinung durchzusetzen, dass diese Wahl auf Grund einer Intrige zustande kam. Erneut verweise ich auf meinen Beitrag: „Zur GWUP Spaltung“. In besagter Mail wurde außerdem ersichtlich, dass auch andere Mitglieder zur Mithilfe aufgefordert wurden.

Wie also nennt man das nun? Sind es etwa die Wahlverlierer, die intrigieren? Muss ich dem entnehmen, dass das, was heute passiert, gar kein Echo auf Holm Hümmlers Thread auf X/Twitter war/ist, sondern eine von langer Hand geplante Aktion?

Bis vor ca. zwei Wochen war ich noch auf der GWUP-Mailingliste, obwohl ich bereits im August gekündigt hatte. Das, was ich dort nach dem Thread von Hümmler sah, war m.M.n. nicht spontan. Auffallend war auch, dass sehr viele Neumitglieder rebellierten, die von den Wahlverlieren angeworben wurden … (Näheres dazu in einem extra Artikel).

… Und es werden immer mehr.

Bin ich nun ein Verschwörungstheoretiker, wenn ich das Gefühl habe, dass man versucht, mit den Critical Studies die GWUP zu vereinnahmen? Habe ich etwa tatsächlich recht mit dem, was ich in meinem anderen Artikel schrieb (?):

Zur GWUP Spaltung

An die Außenstehenden

Ich habe den Beitrag vor allem deswegen verfasst, damit ihr eine Chance habt, euch eure eigene Meinung zu bilden. Ich bin nicht befangen und mit keinem von denen, die angeblich woke sein sollen, in Kontakt – ganz im Gegenteil. Es gibt darunter Personen, mit denen ich rein zwischenmenschlich arge Probleme habe. Das bedeutet aber nicht, dass ich hier ruhig zuschaue, wenn ich sehe, dass die GWUP demontiert wird (werden soll?), um den Willen durchzusetzen, die Critical Studies als Thema einfließen zu lassen.

Letztendlich spielt es keine Rolle, wer mir oder den CS-Verfechtern glaubt. Als Fakt darf man jedoch betrachten, dass die einzigen, die woke Themen bisher in der GWUP behandelt haben, jene sind, die Wokeness kritisieren. Von der angeblich woken Fraktion ist niemals auch nur im Ansatz derartiges thematisiert worden. Und genau das sollte zu denken geben.

4 Kommentare

  1. Vielen Dank für diese informative Zusammenstellung eines Konflikts, der GWUP-intern eher stiefmütterlich behandelt wird.

    Viele deiner Einstellungen kann ich als relativ neues Mitglied der GWUP (Eintritt 2021 oder 2022) teilen, manche auch nicht. Stellung nehmen möchte ich zur Frage „Politik oder Wissenschaft“, weil ich hier die Mehrheitsposition innerhalb der GWUP, vertreten durch Holm Hümmler, nicht nachvollziehen kann.

    Hümmler möchte politische Streitfragen aus der GWUP heraushalten, was verständlich ist und auch gut begründet werden kann. Ebenfalls gebe ich ihm recht, wenn er sagt, dass die Frage der Anzahl der Geschlechter keine ernsthafte Frage für wissenschaftliche Auseinandersetzung sein kann.

    Wo ich ihm aber (und dir) widerspreche, ist die Einschätzung, dass es bei der Frage von critical studies/ gender studies/wokeness vor allem um Politik gehe bzw. gehen sollte. Wer sich den Wissenschaftsbetrieb in Deutschland und anderswo anschaut, wird beobachten können, dass diese Woke-Strömung an Einfluss gewinnt und diesen Einfluss auch weiter ausbauen möchte.

    Das Problem, das ich mit dieser Strömung habe, ist ihre Einstellung, die letztendlich auf Denk- und Sprechverbote hinausläuft, die in einer sogenannten cancel culture müden können. Dass der cc-Begriff immer häufiger von Linken verwendet wird, ist auch eine ganz interessante Beobachtung, die man beispielsweise als Leser von Freitag oder taz gewinnen kann.

    Insofern die sogenannten Woken versuchen, den Wissenschaftsbetrieb in den Geisteswissenschaften zu dominieren, sollten ihre Positionierung Gegenstand einer Gesellschaft sein, die sich der wissenschaftlichen Untersuchung von Para-Wissenschaften verpflichtet hat, durchaus interessieren, auch wenn der Streit darüber nicht mit Friede, Freude, Eierkuchen enden könnte.

    Dass es sich bei den … studies/woke… um Parawissenschaften handelt, kann ich hier erst mal nur als Hypothese formulieren und nicht ausführlich begründen. Leute, die das versucht haben, haben dicke Bücher geschrieben und sind damit bisher noch nicht in unsere Wahrnehmungen vorgedrungen.

    1. Egons Kommentar ist erstaunlich anschaulich von dieser Moralpanik vor sozialer Gerechtigkeit getrieben. Ein Paradebeispielsatz: „Das Problem, das ich mit dieser Strömung habe, ist ihre Einstellung, die letztlich auf Denk- und Sprechverbote hinausläuft, die in einer so genannten cancel culture müden (sic!) können“.

      Wie diese Argumentation wissenschaftlich orientiert sein soll, erschließt sich mir überhaupt nicht. Hier wird ja sogar explizit „von Linken“ gesprochen. Nichtsdesdotrotz stellen bereits „woke“, „cancel culture“ wie schon „political correct“ rechts-konservative Deckbegriffe in einem alten Diskurs dar. Also klar politische statt wissenschaftlicher Rhetorik. Sollte sich die GWUP unter dem Vorwand von Wissenschaftlichkeit „anti-woke“ positionieren, könnte sie letztlich neo-faschistischen Gruppen als Argumentationsquelle in die Hände Spielen.

      Literaturverweise für die zuletzt genannte „Hypothese“ wären übrigens nicht nur nett, sondern auch wissenschaftlich gewesen. Es müssen aber nicht immer „dicke Bücher“ sein. Blogartikel[1] oder Papers[2] reichen meist.

      [1] Daub, Adrian: „Von verzerrten Evidenzen und moralischer Panik“, https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/diskurskultur-2023/541852/von-verzerrten-evidenzen-und-moralischer-panik/
      [2] Cammaerts, Bert: „The abnormalisation of social justice: The ‘anti-woke culture war’ discourse in the UK“, https://journals.sagepub.com/doi/pdf/10.1177/09579265221095407

  2. Moralpanik?
    Dass es sich … um Parawissenschaften handelt, kann ich hier erst mal nur als Hypothese formulieren und nicht ausführlich begründen. Leute, die das versucht haben, haben dicke Bücher geschrieben und sind damit bisher noch nicht in unsere Wahrnehmungen vorgedrungen. Zitatende

    Nicht wirklich gut, aber doch eine Fundgrube für die Absurditäten der „woken“ Community:
    Cynical Theories: How Activist Scholarship Made Everything about Race, Gender, and Identity – And Why this Harms Everybody Taschenbuch – 10. Mai 2021

    Daub gebe ich weitgehend recht, aber Daub geht es nicht um die wissenschaftliche Kritik am wokism, er beschäftigt sich eher mit der Frage, wie wir bestimmte Wahrnehmungen aus den Staaten falsch einordnen.

    Dass der Begriff „cancel culture“ falsch verwendet wird, hat Böhmermann vor kurzem auch sehr schön aufgezeigt.

    Unterhaltsamer (aber nicht wissenschaftlich): Sinans Woche (YouTube)

    Auch lustig: https://taz.de/Unabhaengigkeitskaempfer-Patrice-Lumumba/!5978610/
    Zitat: Während UN-Expert*innen von einem Genozid an der kongolesischen Bevölkerung sprechen, stoßen Deutsche mit brauner Grütze an, die den Namen des kongolesischen Unabhängigkeitskämpfers trägt. Zitatende
    Braune Grütze ist hier Kakao mit Schuss. Gegen den hat die Autorin nichts, aber gegen seine Benennung nach einem ermordeten Freiheitskämpfer. Das ist aber kein Denk- oder Sprechverbot.

    1. Tut mir leid Egon, ich dachte dein ursprünglicher Kommentar sei wissenschaftlich motiviert gewesen. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass die Merkmale deiner Quellen „nicht wirklich gut“, „nicht wissenschaftlich“, aber dafür „unterhaltsamer“ und „lustig“ sind.

      Ich danke dir aber für den Hinweis auf „Cynical Theories“. Ein Buch der „anti-woke“-Bewegung, das von Rechten gefeiert wird und dessen Autor:innen vom britischen Skeptic nicht nur für das Teilen antisemitischer Verschwörungstheorien kritisiert werden.[1]

      Dass Leyli Nouri „kein Denk- oder Sprechverbot“ formuliert ist sehr richtig. Für mein Verständnis wollen Critical Sciences allgemein u.a. diskriminierungssensible Sprache fördern. D.h. Menschen sollen sich bewusst sein, dass Sprache diskriminierend sein kann. Wenn ich z.B. rassistische Sprache verwende, bleibt sie das, egal wo ich mich politisch positioniert sehe. Ich muss dafür nicht mal Rassist:in sein. Wenn ich allerdings beharrlich für den Gebrauch kämpfe, ohne selbst von Rassismus betroffen zu sein, dann….. naja. Aber ich schweife ab.
      Apropos reale Sprechverbote und Gendern: Markus Söder.

      [1] Aaron Rabinowitz: „Counterweight, and the continued enabling of bad faith ‘anti-woke’ actors“, https://www.skeptic.org.uk/2021/07/counterweight-and-the-continued-enabling-of-bad-faith-anti-woke-actors/

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